07.02.15 01:35 Alter: 10 Jahre

Zum 70. Gedenktag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz

Rubrik: Glossen und Kommentare
Von: Ursula Müller

Unterdrückung von Minderheiten in Auschwitz durch die Presse

Als ich vor einigen Jahren zum ersten Mal in Auschwitz Birkenau war, sagte die Führerin zu Beginn: "Die ersten, die ins Lager kamen, waren Kommunisten und Sozialisten." Das war, verglichen an dem, was ich aus Deutschland gewohnt bin, eine positive Überraschung. Erst in den 1970er Jahren im Rahmen meines Politologiestudiums habe ich in Seminaren zu Faschismustheorien den Zusammenhang zwischen Bekämpfung der Linken und Etablierung der Nazis erfahren. Inzwischen habe ich das Gefühl, das könnte gerade für jüngere Menschen eine Art Geheimwissen sein, was die wenigsten kennen. Um so wichtiger hätte ich es gefunden, dass die Medien einmal darauf hinweisen wenn schon in allen offiziellen Würdigungen das Thema außen vor bleibt. Noch nie hat es bei den Feierlichkeiten zur Auschwitz-Befreiung eineN RednerIn gegeben, die dazu hätte sprechen dürfen. Und das in Zeiten des Neoliberalismus, wo Gewerkschaften geschwächt werden und gegen die Linke generell und die Partei speziell polemisiert wird (Ich erinnere nur an die Regierungsbildung in Thüringen).

Vor einigen Jahren war ich in Paris und habe vor der Gedenkstätte für Nazi-Opfer am Seine-Ufer gestanden, von wo aus die Deportationen stattgefunden haben. Dort sind eine Reihe von Tafeln angebracht, alle in gleicher Größe und gleicher Aufmachung. Sie tragen das Emblem, das die Verhafteten tragen mussten und die Reihe reicht von "A" wie Asoziale bis "Z" wie Zeugen Jehovas. Ich war sehr beeindruckt und wünsche mir noch heute, nach Deutschland könnte etwas davon über die Grenze kommen, was nicht die Tatsache verkleinern soll, dass die Juden die Gruppe waren, die die meisten Toten zu beklagen hat. Aber geht denn immer alles nur nach Zahlen? Was ist mit den totgeschwiegenen Minderheiten? Hier gibt es noch ein zu bearbeitendes Aufklärungsfeld.


Ursula Müller
27.1.2015